Liebe Bolivienfreunde und liebe Ehemaligen,
Die Vorbereitungen für das Jahr 2020 für unsere beiden Projekte in Bolivien liefen im Herbst 2019 sehr gut an.
Drei komplette Teams für dieses Jahr, jeweils um einen erfahrenen Zahnarzt, waren sicher aufgestellt. Alle sechs Teilnehmer konnten sich bereits bei mir Zuhause persönlich kennenlernen und waren mit ausführlichem Informations-Material versorgt worden. Die Vorfreude war bei allen bereits vehement geweckt worden. Sogar ein weiteres viertes Team war schon so gut wie sicher in der organisatorischen „Entstehung“.
2020 schien also ein gutes Jahr für unsere zahnärztlichen Projekte zu werden.
Team 1 unter meiner zahnärztlichen Führung, startete am 25.Februar, Team 2 sollte im Juli und Team 3 im September 2020 auf Reisen gehen. Team 4 wäre im August eingeschoben worden.
Um mich gesellten sich die 2 Studentinnen der Zahnmedizin, Sophia Sonnabend und Kira Pfeiffer, beide im Abschluss-Semester von der Uni Gießen und eine zukünftige Zahnmedizin-Studentin, Jennifer Schulz, die gerade ihr Examen zur ZFA (Helferin) erfolgreich abgeschlossen hatte.
Am 26.2. kamen wir übermüdet, aber glücklich und gesund nach 25- stündiger Reise im tropischen Santa Cruz an.
Unsere „Praxis“ im Kinderzentrum, der Paltaforma Solidaria, fanden wir dieses Jahr in recht gutem Zustand vor. Dieses Mal war kein Schimmel an den Wänden (sie waren letztes Jahr gefliest worden), stattdessen aber einige Algen in den Schläuchen und da und dort an den Instrumenten ein wenig Rostansatz. Man hatte den Kompressor in einen separaten Raum verlegt und wohl das ein oder andere Mal den fensterlosen Raum tatsächlich gelüftet.
Meine Studentinnen waren sehr kompetent und wendig, sodass wir schnell nach Beheben der Mängel die Praxis als „eröffnet“ deklarieren konnten. Allein die uralte Klimaanlage funktionierte nur „sporadisch“.
Sie wurde zwar immer wieder zum Reparieren abgeholt, um sie dann hoffnungsvoll wieder neu zu installieren.
Aber leider bekam sie nie mehr den richtigen Schwung und schaffte es einfach nicht uns Kühlung zu vermitteln. Bei tropischer Schwüle von oft 35° und mehr, entschlossen wir uns daher eine komplett neue Klimaanlage zu erstehen, was uns dann endlich am 3. Tag die ersehnten und erträglichen Temperaturen für die Behandlung bescherte.
Der Patientenansturm war vom ersten Tag an gewaltig und die Studentinnen kamen voll auf ihre Behandlungskosten. Viele Patienten kamen sogar jeden Tag auf´ s neue, sodass tatsächlich hin und wieder etwas „durchsaniert“ werden konnte.
Insgesamt haben wir in den 10 Arbeitstagen 163 Patienten behandelt. Hiervon waren 56 Füllungen, 46 Extraktionen und viele weitere Maßnahmen wie Zahnreinigungen, Spülungen und Fluoridierungen.
Über die Geduld, Ausdauer und die große Dankbarkeit der einheimischen Patienten waren die Mädels schwer beeindruckt. Auch wenn die Patienten zum Teil lange warten mussten, stets blieben sie gut gelaunt und fröhlich.
Am 11.3. bauten wir unsere Zelte im tropischen Santa Cruz ab und flogen gemeinsam hinauf nach Sucre (2700m).
Hier wollte ich einige Tage allein verweilen, derweil die Mädels weiter zur sogenannten Salz- und Silbertour aufbrachen (Besuch der Minenstadt Potosí und anschließender abenteuerlichen Erkundung des Salar Uyuni).
Inzwischen erreichten uns immer beängstigendere Nachnichten über die rasante Ausbreitung des Corona- Virus in Europa. In Bolivien verzeichnete man damals angeblich erst 10 Infizierte, aber die unheilvolle Botschaft, dass Bolivien plane, alle Flüge ins Ausland zu streichen und die Grenzen dicht zu machen, bereitete uns große Sorge.
Frühmorgens am 16.März waren wir wieder als komplettes Team in La Paz vereint. Nach dem geplanten Einkauf im Dentalshop sollte es dann tags darauf nach Challa / Titicacasee weitergehen.
Doch die Mädels hatten nur noch im Sinn, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Die deutsche Botschaft in La Paz konnte uns keine Lösung anbieten und so entschlossen sich die drei, auf gut Glück mit allem Gepäck zum Flughafen von La Paz/ El Alto hinauf zu eilen. Die Grenze nach Brasilien war noch geöffnet, denn der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ignorierte vorerst die Gefahr des Corona- Virus. „Nur schnell weg“ stand ihnen im Sinn und sie hofften dann irgendwie von Sao Paulo einen Flug nach Europa zurück zu ergattern. Insgesamt waren die Drei dann 3 Tage unterwegs und kamen schließlich über Barcelona in der Heimat an.
Mir aber war ein Flug ins Ungewisse und ohne Ticketreservierung zu abenteuerlich und so folgte ich dem Rat von Max Steiner, Chef unserer Partnerorganisation Hostelling(HIB) und flog zurück nach Santa Cruz.
Hier wurde ich in einer Wohngemeinschaft von 3 jungen Freiwilligen, die ein soziales Jahr in Bolivien absolvieren wollten, untergebracht.
Bolivien verhängte sofort einen praktisch totalen Lockdown und so warteten wir eine gute Woche mit bangem Herzen auf die erlösende Rückholaktion des deutschen Auswärtigen Amtes.
Am 28. März landete ich erleichtert, zusammen mit den insgesamt 34 Freiwilligen, die alle ihren sozialen Einsatz in Bolivien abbrechen mussten, mit einem komfortablen Direktflug wieder in Frankfurt.
Was für ein nicht wiederholungswürdiges Abenteuer!
Auch in Bolivien nahm die Pandemie schnell zu und so ächzte das ganze Land fast 6 Monate unter einem totalen Lockdown. Inzwischen scheinen die Infizierten- Zahlen dort zu sinken.
Auch die Präsidentenwahl, wegen der Pandemie um fast ein Jahr verschoben, ist jetzt im Oktober glimpflich und ohne Proteste über die Bühne gegangen.
Aber wann werden wir in Bolivien wieder unsere Arbeit aufnehmen können?
Trotz der verheerenden globalen Pandemie habe ich bereits für 2021 etliche Anfragen von Freiwilligen, die gerne für uns zahnmedizinisch tätig sein würden.
Doch vorerst muss ich alle vertrösten.
Ich fürchte, es dauert noch eine gute Weile, ehe wir wieder ungetrübt und ungefährdet unsere Hilfsprojekte aufsuchen können.
Jetzt wünsche ich Euch jetzt schon ein fröhliches Weihnachten in diesem speziellen Jahr. Dank Corona wird es sicherlich ein bisschen anders als gewohnt von statten gehen.
Ganz wichtig: Bleibt alle gesund!
Liebe Grüße
Annette
Wer noch mehr Informationen über unsere Projekte und noch andere lesenswerte Erfahrungsberichte meiner Bolivienteilnehmer lesen möchte, findet sie auf meiner eigenen Homepage: www.dentists-fuer-bolivien.de oder auf Facebook.
Und wer uns finanziell unterstützen möchte (worüber ich mich sehr freuen würde) hier die Bankverbindung unseres Spendenkontos bei Dentists-and-Friends (es gibt auch Spendenquittungen):
dentists and friends e. V.
Stichwort "Annette / Bolivien"
Deutsche Bank Ulm
IBAN: DE25 630 700 880 0558833 00
BIC: DEUT DE SS630
Kto-Nr.: 0558833 00
BLZ: 630 700 88
Kontakt Finanzen
Dr. Klaus Burkhardt
d-f@dr-klaus-burkhardt.de