Bolivien-Einsätze 2024

Im gerade vollendeten Jahr 2024 konnte ich wieder insgesamt vier Teams zum Einsatz bringen.
Mitte Januar startete das erste Zahnärzte-Dreier-Team aus Deutschland: der junge Frank-furter Oralchirurg Marek, die berufserfahrene Kollegin Lida aus Berlin und die junge, frisch examinierte Zahnärztin Antonia aus Bonn.
14 Tage behandelte die Gruppe in unserer uralten und maroden Einheit im Kinderheim Plataforma Solidaria in Santa Cruz die gewaltige Zahl von insgesamt 131 Patienten. Wie zu befürchten wurden die drei wegen manch eines technischen Defekts an der Einheit oft zu spannenden Improvisationen gezwungen.

Dank seiner guten Facharztausbildung und großen Einsatzfreude konnte Oralchirurg Ma-rek hier dennoch erfolgreich sogar einige verlagerte Weisheitszähne entfernen. Hut ab, denn in dieser unserer tollen Behandlungseinheit gibt es ja nicht einmal eine Möglichkeit für Röntgenaufnahmen.
Die Arbeitsbedingungen dort bedürfen dringend einer grundlegenden Verbesserung. Ein wenigstens einigermaßen ordentliches zahnärztliches Behandeln ist eigentlich kaum noch möglich.
Anschließend reiste das Team für weitere 14 Tage nach Challa auf die Isla del Sol im Titicaca-See.
Lida hatte gerade ihre Zahnarztpraxis in Berlin aufgegeben und war nun frische Ruhe-ständlerin.



Leider vertrug sie die Höhe von 4000m in Challa nicht so gut. Für sie war daher die Insel mit seiner aufregenden und imposanten Naturschönheit nicht der wahre Genuss.
Da der Patientenansturm in Challa am Anfang immer etwas auf sich warten lässt, wur-den die ersten Tage hier wieder mit der Aufklärung in der Mundhygiene bei den Schülern der benachbarten Schule genutzt.
Zahnbürsten wurden verteilt und das Zähne-Putzen geübt. Obwohl wir diese Präven-tions-Maßnahmen nun schon seit über zehn Jahren hier regelmäßig durchführen, muss jedes neue Team mit Erstaunen – eigentlich sogar mit Entsetzen – feststellen, dass wirk-lich fast jedes Kind auf der Insel weiterhin nach wie vor Karies hat.

Ende Februar startete das zweite Team seinen zahnärztlichen Hilfseinsatz. Hierfür konnte ich sogar vier tüchtige Helfer begeistern.
Um Klaus aus Heuchelheim/Hessen, einen Zahnarzt mit fast 30 Jahren Berufserfahrung, gruppierten sich voller Einsatzwillen und Tatendrang drei frisch examinierte junge Zahn-ärztinnen aus Jena und Freiburg.
Sie konnten in den ersten zwei Wochen ihres Aufenthaltes in Santa Cruz tatsächlich fast 150 Patienten versorgen. Der Andrang war dennoch kaum zu bewältigen. Oft mussten sie notgedrungen am Abend einige Patienten, die ihrerseits manchmal schon stunden-lang gewartet hatten, unbehandelt auf den nächsten Tag vertrösten.

In Challa, wo sie in den zwei folgenden Wochen arbeiteten, blieb wieder in den ersten Tagen wie immer der ganz große Patientenansturm aus.
Der Bedarf an Zahnbehandlungen der Inselbewohner ist zwar wesentlich größer als der in Santa Cruz, aber die Aymara, die indigene Insel-Population, ist sehr zurückhaltend und verschlossen. Es dauert regelmäßig ein paar Tage, bis sie wieder ihre Schritte in unser consultorio wagen.

Team drei startete Ende Juli. Es bestand zwar wieder aus vier Mitgliedern, diesmal jedoch in einer etwas ungewöhnlicheren Zusammensetzung. Den Kern bildeten die beiden „Wel-tenbummler“ Mirko (Oralchirurg) und seine Lebensgefährtin Elina (Innenarchitektin), die sich für zwei Jahre auf Reisen in Lateinamerika befinden. Zahnärztin Thu-My aus Mainz und Ute, ihre beste Freundin und erfahrene ZFA aus Herrenberg, vervollständigten fach-fraulich das Team.
Sie behandelten diesmal nur eine Woche im engen consultorio von Santa Cruz und konnten sich, wie in Santa Cruz üblich, kaum vor dem Patienten-Ansturm retten. Einige Patienten warteten geduldig bis zu sieben Stunden auf ihre Behandlung.

Zum Unglück dieses Teams verschlechterte sich der Zustand der Behandlungseinheit zusehends. Dichtungen an den Wasserhähnen und Bohrern wurden porös und spuckten immer mehr Wasser.
Die geduldigen Patienten bekamen jetzt zusätzlich zu ihrer Zahnbehandlung auch noch gewaltige Duschen gratis. Ein recht „ ungünstiger“ Zustand.
Die bolivianischen Techniker wollten / konnten erst die Dichtungen reparieren, als ich mich aus Deutschland energisch dafür einsetzte. Zuvor hieß es lapidar: Da kann man nichts mehr machen.
Danach ging es für diese Gruppe für drei – so gesehen erholsame – Wochen hoch hinaus nach Challa auf die Isla del Sol.
Während sie dort, wie gewohnt, in den ersten Tagen wieder nur sehr wenige Patienten von ihren Schmerzen befreien konnten, war der Andrang am Ende der Einsatzzeit kaum zu bewältigen.
Wie schade, dass bei dem riesigen zahnmedizinischen Behandlungsbedarf der Einhei-mischen ihre Verschlossenheit, Angst und Skepsis sie nicht sofort in unsere Praxis treibt. Eigentlich haben wir nach nun zehn Jahren zahnärztlichen Hilfsprogrammen auf der In-sel spürbares Vertrauen aufgebaut. Zumindest werden wir immer sehr stürmisch und freudig bei unserer Ankunft begrüßt. Aber die Zahnbehandlung ist für diesen Menschen-schlag dann doch eine große psychische Herausforderung.

Team vier setzte sich aus Carolin, einer erfahrenen Zahnärztin aus Erlangen, und Alina, frisch examiniert, ebenfalls aus Erlangen, zusammen.
Sie folgten Anfang August in Santa Cruz unmittelbar dem Team drei, gewissermaßen mit direkter Bohrer-Übergabe am Behandlungsstuhl. Ihr Einsatz dauerte nur 14 Tage, wel-chen sie allein in Santa Cruz, in unserer Plataforma absolvierten.
Besonders beeindruckt waren sie bei den bolivianischen Kindern von der im Vergleich zu deutschen Kindern hohen Toleranzgrenze im „Schmerz aushalten“.

Nun hat das Jahr 2025 begonnen.
Am 2. Februar werde ich selbst, nach einem Jahr „Aussetzen“, wieder mit einem jungen Team gen Bolivien starten.
Sicher werden uns wieder viel Arbeit, aber bestimmt auch nette Begebenheiten oder gar Abenteuer (mit Behandlungsstühlen…) begleiten. Ich freue mich und bin gespannt!
Vielleicht schaffe ich es, in Santa Cruz einen „neuen“ Secondhand-Stuhl für die Praxis aufzutreiben. Unser jetziger Uralt-Stuhl bringt die Teams inzwischen regelmäßig in echte „Anpassungsschwierigkeiten“. Diese Standards in dem Kinderhort sind leider recht „un-gewohnt“.
Die geforderte Improvisation ist oft zu anspruchsvoll, zeitaufwendig und immer öfter fast erfolglos. Der Zustand in diesem Praxisraum im Kinderheim Plataforma Solidaria für „meine“ doch so einsatzwilligen Jung-Zahnärzte eine unnötig hohe zusätzliche Heraus-forderung.
Wechseln die Teams dann aber nach Challa, wo sie die Praxis mit einem neu gekauften Stuhl (für die Eröffnung 2013 erstanden) ausgestattet vorfinden, jubeln sie erleichtert über den wiedergewonnenen „Komfort“.
Doch auch ein Secondhand-Stuhl kostet Geld.
Derlei „Investitionen“ müssen lange vorher eingeplant und angespart werden.
Durch unsere zahlreichen jährlichen humanitären Einsätze kommen auf den Verein Den-tists and Friends ständig nicht unerhebliche Kosten zu. Wir leben von Spenden, die sel-ten üppig fließen.

Doch es bereitet mir immer noch großen Spaß, für die Organisation der Hilfseinsätze bereit zu sein, die Teams zusammenzustellen, sie vorzubereiten, sie per WhatsApp wäh-rend ihrer Einsätze zu begleiten und zu unterstützen.
Und was wäre ich ohne die großartige Organisation von Max Steiner in Santa Cruz. Er plant und bucht im Voraus unsere Unterkünfte, Flüge, Bootsüberfahrten, unsere Trans-fers zu den Behandlungsorten und ist mit seinen Helfern Arturo, Nacira, Victor mit Paola und Nelson immer zuverlässig für uns da. Danke lieber Max!
Der größte Motor für all die Mühen aber ist die überschwängliche Dankbarkeit der behandelten Bolivianer. Sie ist aller Mühe wert!
Auf ein gutes und erfolgreiches Jahr 2025! Mögen wir alle gesund und fit bleiben.
Liebe Grüße
Annette
Wer insgesamt mehr über unseren Verein Dentists and Friends wissen will:
www.dentists-and-friends.de
Über die erfolgreichen Sozial-Einsätze von Max Steiner erfahrt Ihr unter:
https://www.eindollarbrille.de
www.hostellingbolivia.org
Wer unbedingt für meine Projekte spenden möchte:
Dentists and Friends
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