Wir haben im Sommer 2017 nach unserem 8. Semester zusammen mit Annette in Bolivien gearbeitet. Annette war zum achten Mal in Bolivien und zum fünften Mal auf der Isla del Sol. Aber Eins nach dem Anderen...
Nach erfolgreicher Bewerbung bereits im sechsten Semester erfolgte die genauere Planung und ein erstes Kennenlernen Anfang 2017. Wir drei Studenten flogen dann eine Woche nach Semesterende nach Santa Cruz de la Sierra. Ohne große Verschnaufspause fingen wir am nächsten Tag mit Behandeln an. Sprachkenntnisse sind definitiv von Vorteil ! Das Projekt in Santa Cruz befindet sich noch in den Startlöchern, hat sich aber sehr vielversprechend angelassen. Der Behandlungsstuhl befindet sich in einer „plataforma solidaria“, einer Art Jugendzentrum, in einem Barrio eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt. Vorort arbeitet eine Zahnärztin, Daniela, allerdings im Verwaltungsbereich. Daniela ist eine großartige Unterstützung für die Organisation und Durchführung unserer Arbeit gewesen. Annette folgte uns 3 Tage später. Insgesamt konnten wir in Santa Cruz fast 90 Patienten in 8 Tage behandeln.
Nach den ersten 2 Wochen in Santa Cruz machten wir uns auf den Weg in Richtung Isla del Sol mit einigen Highlights auf dem Weg. Über Sucre, Potosi, Uyuni ging es nach La Paz. Dort kauften wir einiges an Material, große Mengen an Zahnpasten und Zahnbürsten. Die Anreise auf die Insel war bis zu letzt nicht sicher, da es vor Ort einige Streitigkeiten zwischen einzelnen Dörfern gab und „Touristen“ nicht überall gerne gesehen waren. Letztendlich konnten wir aber wie geplant auf die Insel reisen und dort unsere Arbeit aufnehmen.
Unsere geplante Zeit auf der Insel lag auch bei 2 Wochen. Neben der Behandlung im Consultorio besuchten wir 2 Schulen an 3 Tagen und klärten die Kinder über Mundhygiene auf. Für viele Kinder war das bereits eine Wiederholung, jedoch ist immer noch viel Steigerungsbedarf vorhanden. Auf der Insel behandelten wir ebenfalls fast 90 Patienten in 9 Tagen.
Zur Behandlung vor Ort. Sowohl in Santa Cruz, als auch auf der Isla, sind die Behandlungseinrichtungen gut ausgestattet und ermöglichen Behandlungen im konservierenden Bereich, sowie Extraktionen. Aufwändigere Behandlungen, wie Wurzelkanalbehandlungen oder prothetische Arbeiten sind nicht möglich, aber auch nicht die Zielsetzung. Santa Cruz hat zum einen durch seine Lage in der Stadt zum anderen durch die plataforma ein sehr großes Potential an Patienten. Auf der Insel ist das Patientenpotential deutlich geringer, allerdings ist der Zustand der Zähne deutlich schlechter. Unsere Basisversorgung hat eine sehr wichtige Bedeutung, da viele Bolivianer ansonsten nicht zum Zahnarzt gehen. Das liegt zum einen an der oft weiten Entfernung und auch an den hohen Kosten der Zahnärzte die privat getragen werden müssen. Für uns als Studenten ist die Behandlung der Patienten sehr interessant, da wir die Möglichkeit haben, anders als in der Uni, zu lernen zu entscheiden welche Zähne überhaupt zu retten sind und welche Zähne höchste Priorität zur Behandlung haben. Da die Patienten oft nicht mehrmals erschienen oder wir durch unsere zeitliche Begrenzung nicht alles sanieren konnten, eine durchaus harte Lektion. Unser sehr selbstständiges Arbeiten mit der jederzeit vorhandenen Unterstützung von Annette war ebenfalls sehr lehrreich.
Zu Land und Leuten. Bolivien ist ein unglaublich interessantes Land, dass sich mehr als nur einmal zu bereisen lohnt. Horrorgeschichten, wie sie im Internet oder in Reiseführern zu lesen sind, haben wir in keinster Weise erlebt. Die Planungsmentalität und Verbindlichkeit der Leute ist komplett unterschiedlich und bedarf einiger Zeit der Gewöhnung. Durch unsere Arbeit konnten wir das Land etwas abseits des Tourismus kennen lernen. Wir haben viele sehr freundliche und offene Menschen trotz oft großer Armut kennengelernt, was eine unbeschreibliche Erfahrung war und einem vor Augen führt in was für einer anderen Welt wir in Deutschland leben. Wer auf der Suche nach Luxus, Komfort oder Bequemlichkeit ist, ist bei diesem Projekt mit Sicherheit an der falschen Stelle, dafür gibt es die Möglichkeit für sehr authentische Einblicke.
In diesem Sinne möchte ich mich bei allen Unterstützenden bedanken ohne die dieses Projekt nicht möglich wäre. Im Besonderen dabei danken möchten wir Annette und Max Steiner, dem Leiter von Hostelling International Bolivia.
Tobias, Alexandra, Stephanie