Dr. Annette Schoof-Hosemann, Zahnärztin in Baden-Baden, verbrachte im Sommer 2015 nun schon zum sechsten Mal seit 2010 einen mehrwöchigen Aufenthalt in dem südamerikanischen Land, um Kindern und Jugendlichen eine zahnmedizinische Grundversorgung und Fluoridierung zukommen zu lassen und sie in der richtigen Zahnpflege zu unterweisen. Ihre Reise führte sie von Santa Cruz de la Sierra über Sucre und La Paz bis nach Challa auf der „heiligen Insel“ Isla del Sol im Titicacasee im Westen des Landes. Begleitet wurde sie dieses Mal von den Zahnmedizinstudentinnen Annabella Beyer, Annika Kunzler (beide aus Jena), Laura Leisner (Regensburg) sowie Reinhold Hey, einem Dozenten für Maschinenbau an der Berufsschule Rastatt, der als Mechaniker für die Reparatur von Praxisgeräten zuständig war.
Nach ihrer Ankunft in Santa Cruz wurden hier rund 150 Kinder in verschiedenen Kinder- und Waisenheimen in richtiger Mundhygiene unterwiesen, wurden Zahnputzmaterialien verschenkt und die wenigen noch heilen Zähne mit Fluoridlack bepinselt.
Nach kurzen Aufenthalten in Sucre und La Paz ging es zum Bergdorf Challa auf der Isla del Sol („Sonneninsel“) im Titicacasee, dem größten See Südamerikas und mit etwa 3800 Metern über dem Meeresspiegel höchstgelegenen kommerziell schiffbaren Gewässer der Erde. Neben den Behandlungen in der Praxis ging es vormittags auch regelmäßig zu den Schulen in Challa und Challapampa, wo man fast 500 Schüler aus 22 Klassen im Zähneputzen übte und mit Zahnputzutensilien ausstattete. Darüber hinaus wurde quasi im Akkord fluoridiert, wobei die drei Zahnmedizinstudentinnen aus Deutschland immer wieder mit für sie ungewohnten katastrophalen Gebissbefunden konfrontiert wurden. Sie mussten feststellen, dass es kaum kariesfreie Schülergebisse gab. Der größte Ansturm auf die Praxis erfolgte oft erst am Abend.
Man fühlte sich förmlich überrannt und es gab unendlich viel Behandlungsbedürftiges.
Doch alles lief in geordneten Bahnen ab.
Insgesamt behandelte Schoof-Hosemann mit ihrem Team in der Praxis 126 Patienten, zog 70 Zähne und legte an 47 Zähnen Füllungen aus Amalgam oder Kunststoff. Darüber hinaus wurde im großen Umfang fluoridiert, Zahnstein entfernt und über die richtige Zahnpflege aufgeklärt. Auch bei diesem Einsatz waren die Helfer beeindruckt von der tiefen Dankbarkeit der Patienten. Insgesamt wurden fast 700 Gebisse von Jugendlichen fluoridiert.
Leider gibt es nach wie vor auf der Insel kaum gesunde Lebensmittel zu kaufen. In den wenigen Kiosken auf der kleinen Insel kann nur massenweise Süßigkeiten und stark gezuckerte Getränke, vor allem Coca-Cola erstanden werden. So wird es auch weiterhin sehr schlecht um den Gesundheitszustand vieler Schülerzähne bestellt sein. Arbeit für noch hoffentlich viele Hilfseinsätze auf der „Sonneninsel“.